Savasana und Smartwatch

Veröffentlicht am 25. Juli 2025 um 09:56

Wenn Technik den Frieden stört

Manchmal frage ich mich ja, ob ich etwas verpasse, weil ich keine Smartwatch besitze. Vielleicht verpasse ich aber auch gerade deswegen nichts. Ich kenne so viele Menschen, dich sich durch ihre Smartwatch durch den Alltag begleiten lassen. Okay. Aber dass sie inzwischen auch ihren Platz auf der Yogamatte einnimmt, selbst in Savasana, stört mich.

Als Yogalehrerin beobachte es immer wieder: In der letzten, der allerstillsten Haltung des Yogas, der End-Entspannung, wird nochmal ein Arm gereckt und die Hand zur Smartwatch geführt. Es wird darauf gewischt und irgendwas, ich kann nur vermuten was, gecheckt. Vielleicht geht es darum, noch kurz eine Nachricht zu lesen, vielleicht wird der Tracker auf Entspannung umgestellt, wobei gerade Letzteres nicht einer gewissen Ironie entbehrt.

Ich bin ja auch nicht aus dem Mittelalter! Ich verstehe den Impuls. Ich kenne den Reflex. Nur habe ich mich bewusst gegen eine Smartwatch entschieden und nutze eine analoge Uhr, die ich von Zeit zu Zeit auch ganz weglasse. 

Wir leben in einer durchgetakteten Welt, in der Erreichbarkeit zur Norm geworden ist. Es ist eine Welt, in der „nur kurz noch mal etwas checken“ ein Dauerzustand ist.

Ist das wirklich nötig?

Aber ist das denn wirklich so? Müssen wir wirklich immer erreichbar sein? Müssen wir immer online sein? Ist es wirklich notwendig, sogar in der Zeit für sich selbst noch greifbar für andere zu sein?

Savasana ist so kostbar. Die auch Totenstellung übersetzte Haltung lädt uns dazu ein, loszulassen. Wir können loslassen von allem Tun, aller Anspannung, im besten Falle auch von allen Gedankenströmen. Ich frage mich, ob die Menschen, die in Savasana noch auf Nachrichten warten oder ihren Tracker prüfen, zwar im Außen nichts aber bei sich selbst und für sich selbst ganz viel verpassen. Savasana ist nicht einfach nur die Totenstellung. Savasana ist gelebtes Yoga. In Savasans zeigt sich das, was Yoga ist - das pure Sein.

Ja, vielleicht sind es noch Einzelfälle, aber ich sehe es immer häufiger in den Yogastunden und irgendeine Person ist immer dabei, beim Yoga die Smartwatch zu checken oder auch das Handy... Mir macht das nicht nur als Yogalehrerin während der Stunden ein paar Sorgen, sondern auch über die Yogamatte hinaus. 

Allmächtige Smartwatch?

Wenn man sich von einer Smartwatch sagen lässt, ob man gut geschlafen oder sich ausreichend bewegt hat, frage ich mich, ob damit nicht das letzte bisschen Körpergefühl flöten geht wie so ein Signalton in der digitalen Welt.

PS: Natürlich muss ich als Yogalehrerin in meinen Yogastunden auch auf die Zeit achten, um die Zeit einzuhalten. Ich mache das mit analoger Uhr oder dem Handytimer eines Smartphones im Flugmodus. Dabei wünsche ich mir noch mehr Zeit und Raum für Yoga. Zeit und Raum sollten sich ausdehnen, wünsche ich mir oft.

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