Was brauchen wir denn heute?

Veröffentlicht am 21. Juli 2025 um 09:01

Doc Yoga im Dialog mit Körper, Geist & Seele 

Es ist früh an einem Montagmorgen. Das Wochenende liegt schon wieder hinter mir. Die Woche liegt noch vor mir. Die Matte liegt bereit. Ich trete darauf wie auf eine Bühne. Tada, da bin ich. Aber nicht um zu performen, sondern um zuzuhören. Manchmal stelle ich die Frage nur in meinem Kopf, manchmal stelle ich sie laut hörbar: "Was brauchen wir denn heute?"

Die Frage lässt mich jedes Mal an einen alten Landarzt wie aus dem Bilderbuch von Klischees denken, der sein Gegenüber auch gerne mal in der dritten Person anspricht. Wenn ich "Was brauchen wir denn heute?" frage, frage ich damit Körper, Geist und Seele. Ich meine sie als Einheit, manchmal auch, weil sie gelegentlich doch wie entzweit wirken. 

„Was brauchen wir heute?“ ist der Auftakt für ein Gespräch, das Körper, Geist und Seele führen. Manchmal spricht einer/eine davon mit besonderem Nachdruck, manchmal nur flüsternd und inzwischen weiß ich, dass genau da noch genauer hinzuhören ist als bei den lauten Worten. 

„Was brauchen wir heute?“ ist:

Ein Ritual der Wahrnehmung

Diese Frage bildet den Auftakt für etwas Tiefgründigeres als einfach nur Bauch-Beine-Flow, also eine rein körperliche nahezu sportliche Praxis: Es ist eine Praxis, die jenseits von vorgegebenen Abläufen oder perfekten Asanas tiefer drin wirkt. Jede Antwort, die aus diesem inneren Dialog auf "Was brauchen wir denn heute?" entsteht, ist im besten Fall ein Durchsetzen des Einen und Mitziehen der Anderen. Mal verlangt mein Körper nach Fluss, nach Bewegung, nach Weite. Mal ruft der Geist nach Stille, die Seele nach Nähe. Das offene Zuhören ist für mich ein Kern des Yoga.

Matte als Labor, Kompass und Resonanzraum

Wenn ich praktiziere, begebe ich mich damit auch jedes Mal auf eine Forschungsreise zu Körper, Geist und Seele. Meine Matte ist zugleich wie mein mobiles und mobilisierendes Labor. Auf meiner Matte entstehen Bewegungen aus dem Moment heraus, nicht selten solche, die mein Körper findet oder sogar erfindet. 

Eine Praxis der Präsenz, nicht der Perfektion

Yoga ist für mich kein System der Dogmen. Yoga ist kein Ort von Wettbewerb, auch nicht dem Wettbewerb mit sich selbst. Yogapraxis in echter Verbindung von Körper, Geist und Seele ist authentisch und wandlungsfähig. Es geht um das Spüren und um die "Forschung", die sich daraus ergibt. Wie reagieren Körper, Geist und Seele auf dies, das und die Asanas? Damit ist meine eigene Praxis auch ein Kompass für alles, was ich in Yogastunden weitergeben möchte. 

Eine Kür für die "Pflicht" als Yogalehrerin

Wenn ich Yoga unterrichte, bringe ich dann nicht nur irgendwelche Übungen mit, sondern meine gelebte Erfahrung damit. Mit Körper, Geist und Seele passiert Yoga dann nicht nur in dem Moment auf der Matte, sondern es begleitet durch den Alltag. Yoga ist ja kein Ziel, das man erreicht, sondern ein Weg, den man durchs Leben geht. In meinen Stunden spiegelt sich die "Was brauchen wir denn heute"-Frage immer wieder wider: meinen Teilnehmenden möchte ich den Raum bieten, sich selbst so eine Frage zu stellen.

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