oder: Movember täte mir gut
Die Vorstellung ist oft wohl die, dass ich als Yogalehrerin jeden Tag tollste 90-minütige Flows durchturne...
Die Wahrheit ist, dass ich zwar jeden Tag auf der Matte stehe, aber auch ich all den Herausforderungen eines alltäglichen Lebens unterworfen bin und daher nicht immer die Zeit und Energie für eine intensive eigene Yogapraxis habe. Und gerade jetzt in der Winterzeit fühle ich einen gewissen Winterblues, der mich runterzieht. Kognitiv weiß ich, dass gerade jetzt Bewegung gut wäre, faul bin ich trotzdem.
Ich stehe so zwar jeden Tag auf der Matte, aber oft genug lasse ich dort meinen Allerwertesten sinken und trinke Kaffee oder Tee. Nur, weil ich das im Schneidersitz tue, ist es noch keine vollwertige Praxis. Statt diverse down dog-Varianten meinem Körper dienen zu lassen, führe ich eher meinen inneren Schweinhund spazieren.
Bisschen eingerostet
Meine Yogapraxis rostete die letzten vier, fünf Wochen, weil ich rastete. In meinem Alter (bald 42) zeigen sich die Folgen dessen wohl einfach schneller als damals mit Mitte 20 ... Und so habe ich früher oder später (tendenziell eben früher noch als früher) das folgende Gefühl: während mein Körper rostet, raste ich leichter aus bezüglich der alltäglichen Herausforderungen. Ich lasse mich leichter stressen und aus dem Gleichgewicht bringen, weil ich mich nicht mehr so gut und wohl fühle. Ich merke, dass mein Körper wieder nach mehr Bewegung und mehr bewegt sein ruft, naja ... eher schreit. Mein Körper spricht mit mir, Geist und Seele stimmen quäkend mit ein. Nicht säuselnd in schönem Schnörkel-Sanskrit, sondern ziemlich deutlich mit "Krieg deinen Ar*** hoch!"
Und so keimt(e) der Gedanke "Movember täte mir gut".
Movember bedeutet einen Monat lang bewusst Bewegung in den Alltag zu bringen, um die ganzheitliche Gesundheit zu fördern. Vielleicht ist mein Movember ein sanfter, alltagstauglicher, auch so ein bisschen „Slowvember“. Ein Monat, in dem ich Bewegung neu definiere: als Fürsorge, nicht als Leistung. Ein Monat, in dem ich Bewegung nicht als Pflichtprogramm, sondern als Einladung begreife. Keine Challenge, kein „höher, schneller, weiter“, sondern ein bewusstes der Bewegung begegnen.
Perfektion ist keine Praxis
Es geht nicht darum, eine perfekte Praxis zu zeigen und zwar weder mir selbst noch anderen. Es geht darum, meinem Körper zuzuhören, bevor er wieder lauter wird. Es geht um Bewegung als Fürsorge, nicht als Leistung. Vielleicht ist genau das die ehrlichste Form von Yoga: nicht die Instagram-taugliche Pose, sondern das kleine, unspektakuläre Innehalten im Alltag. Das Aufstehen, wenn ich lieber liegen bleiben würde. Das Durchatmen, wenn ich lieber meinen eigenen Kopf durchsetzen würde.
Mein Movember ist also kein Monat der Selbstoptimierung, sondern ein Monat der Selbstfürsorge.
Und falls dich das anspricht, könnte der Movember ja so aussehen:
- Morgens bewusst starten: Statt sofort zum Handy zu greifen, paar tiefe Atemzüge nehmen und die Arme weit nach oben strecken und wieder senken. Das ist fast ein Mini-Sonnengruß ohne Matte.
- Bewegung zwischendurch: Beim Zähneputzen über die Zehenspitzen und Fersen wippen oder ein paar Kniebeugen machen.
- Draußen sein: Auch wenn es grau ist kann eine kleine Runde um den Block Wunder gegen Winterblues wirken.
- Tanz statt Training: Lieblingslied anmachen und durchs Wohnzimmer tanzen. Keine Choreografie, nur Bewegungsfreude.
- Kleine Yoga-Momente: Im Büro kurz die Schultern kreisen, im Auto bewusst die Wirbelsäule aufrichten, im Supermarkt in der Warteschlange an der Kasse beide Füße bewusst am Boden wahrnehmen.
- Rituale der Fürsorge: Eine Tasse Tee oder Kaffee trinken und sonst nichts weiter als das, nicht nebenbei am Handy scrollen, Einkaufslisten schreiben oder so.
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Face-Yoga: Die Gesichtsmuskeln bewusst entspannen, die Stirn glätten genau wie den Punkt zwischen den Augenbrauen, die Mundwinkel heben ist auch Bewegung und wirkt auf die Stimmung.
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Stretch vorm Schlafengehen: Kurz die Beine hochlegen oder eine sanfte Vorbeuge im Bett machen.
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