Yoga to go

Veröffentlicht am 15. Oktober 2025 um 07:59

oder: Yoga im Alltag (er)leben

„Ich würde ja gern Yoga machen, aber ich habe keine Zeit für sowas.“ Ich höre diesen Satz oft. Wirklich oft. Und denke fast jedes Mal: Ja. Ich auch nicht. Ich habe auch keine Zeit. Ich nehme sie mir. Klingt jetzt so ziemlich klugkackend wie das Zen-Zitat „Du solltest jeden Tag 20 Minuten meditieren. Außer du hast keine Zeit dafür, dann solltest du eine Stunde lang meditieren.“

Okay. Ja. Ich weiß. Man hat diese Zeit wirklich oft nicht beziehungsweise oft wirklich nicht. Und wenn einem dann jemand sagt, man müsste ja nur... ja, tja...

Die gute Nachricht ist ja: Yoga ist nicht nur für Menschen mit viel Zeit, sondern gerade für die mit wenig! Also für die meisten von uns. Die meisten von uns haben doch keine Zeit... Die meisten von uns haben einen rappelvollen Kalender. Die meisten von uns versuchen eigentlich nur, zwischen E-Mails und Einkauf irgendwie sich selbst nicht zu verlieren, was mal mehr und mal weniger gut gelingt. Ich kenne das, ich habe ein paar Ideen dazu:

Vor allem darf man sich bewusst machen, dass Yoga nicht immer 60 oder sogar 90 Minuten dauern muss. Und Yoga muss nicht immer auf der Matte stattfinden. Ganz im Gegenteil: Yoga zeigt sich jenseits der Matte. Yoga darf sich in den Alltag schleichen und daran erinnern, dass to be mehr zählen darf als die to do-Liste. Yoga darf im Alltag stattfinden.

Yoga, machbar ohne Matte:

Atemzug um Atemzug

Einatmen, ausatmen. Bewusst! Wiederholen, so oft man mag. Den Atem wahrnehmen - kostet nix, bringt viel. Atmen müssen wir eh alle, das Bewusstsein macht den Unterschied.

Warten als Übung

In der Schlange im Supermarkt oder vor dem Straße überqueren oder während der Kaffee durchläuft oder wann immer man mal warten muss: aufrecht stehen, das Gewicht bewusst verlagern, die Schultern locker lassen. Haltung statt Hektik!

Kaffee meets Körpergefühl

Beim Kaffee trinken: Kleine Check-ins mit großer Wirkung machen. Das können Fragen sein wie "Wie sitze ich gerade?", "Wie fühlt sich die Tasse in der Hand an?", "Wie atme ich?", "Wo sitzt Anspannung? Wo Entspannung?" und so weiter - funktioniert natürlich auch mit Tee

Nackenstretch nebenbei

Am Schreibtisch oder beim Warten an der Ampel: Kopf mal zur Seite neigen, Schultern sinken lassen. Seite wechseln. Schultern mal bewusst hoch zu den Ohren ziehen, wieder sinken lassen. 

Einen Schritt nach dem anderen

Nicht schneller, sondern bewusster gehen. Wahrnehmen, wie die Füße sich bewegen vom ersten Bodenkontakt bis zum wieder abrollen. Geht auch beim Treppen steigen.

Diese Mikro-Momente für den Alltag sind auch Yoga. Ich glaube, wir dürfen aufhören, Yoga als etwas zu sehen, das wir „noch zusätzlich“ machen müssen wie jeden weiteren Punkt auf der eh schon vollen to do-Liste. Wir dürfen Yoga praktizieren und zwar, wann immer wir es und wie wir es brauchen. Yoga ist ein to be, das uns hilft, mit der to do-Liste besser klarzukommen. 

Vielleicht ist die eigentliche Übung dann nicht mehr Zeit für Yoga zu finden, sondern Yoga in die Zeit zu bringen, die man hat. Und jaaaaaaaaa, manchmal ist das nur ein einziger Atemzug. Aber wenn man den bewusst nimmt, ist das mehr als genug.

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